Gleich nach der Gründung am 27. Mai machte der Verein am 19. Juni seinen ersten Ausflug nach Weilheim und nahm Quartier in der Wirtschaft zur Brücke. Ziel und Zweck war es, Informationen bei dem dort stattfindenden Preis- und Schauturnen für die eigene Vereinsarbeit zu holen. Leider fiel die Veranstaltung ins Wasser, so daß man sich nach freundlicher Begrüßung ins Lokal zurückzog und am späten Abend bei fröhlicher Stimmung den Heimweg antrat. Und weil es so schön war, machte man sich 14 Tage später, am 3. Juli wieder auf den Weg und gastierte im „Löwen“. Begeistert war man von dem Dargebotenen, und ein erster Erfolg war dem jungen Verein auch beschieden, denn Karl Heilemann holte sich bei den Wettkämpfen als erstes Vereinsmitglied einen schönen Preis.
Die nächsten Jahre nach der Vereinsgründung verliefen rege, es fanden regelmäßig Monatsversammlungen und Ausschußsitzungen statt. Des weiteren wurden Ausflüge gemacht. Turnfeste, bei denen auch aktive Turner des Vereins mitmachten, wurden 1899 in Dettingen und Weilheim besucht. Im Jahr 1900 fand am 8. Juli das erste Turnfest des jungen Vereins hier im Adlergarten statt, wobei sich acht auswärtige Vereine beteiligten. Als Preisträger wurden aus Bissingen Gottlieb Schmid, Christof Ege, Wilhelm Schmid, Joh. Blocher, Ludwig Merkle und Jakob Einsele als Zögling benannt.
1905, das Jahr einer neuen Entwicklung des Vereins:
Mittlerweile war der Verein auf über 70 Mitglieder und 15 Zöglinge angewachsen und die turnerischen Aktivitäten wurden erweitert. Sicher haben die gelungenen Veranstaltungen auch dazu beigetragen, daß in der Versammlung am 8. Oktober im „Lamm“ der Entschluß gefaßt wurde, eine eigene Vereinsturnhalle zu bauen. Für den Verein dortmals ein waghalsiges Unternehmen. Aber es ging weiter und zwar Schlag auf Schlag.
Das Jahr 1907 nahm einen normalen Verlauf. Neben den regelmäßigen Versammlungen und Sitzungen machte man zum ersten Mal am Himmelfahrtstag einen größeren Ausflug nach Wiesensteig. Bereits um 4 Uhr früh ging es los, um rechtzeitig zum Kirchgang dort anzukommen. Nach einer Stadtbesichtigung trat man den Rückweg über Neidlingen - Hepsisau an, wo man wegen der großen Hitze auch Halt machte. Man trennte sich im Lokal. Am 29. Juli besuchte man das Gauturnfest in Weilheim, an dem sich viele Aktive und Zöglinge beteiligten. Am 8. September fand wieder ein Gartenfest mit Preisturnen und italienischer Nacht im Teckwirtsgarten statt. Die Kirchheimer Stadtkapelle begleitete musikalisch den Umzug und spielte am Abend zum Tanz auf.
Im Jahr 1912 befaßte sich der Verein öfter mit der Beschaffung einer Vereinsfahne. In mehreren Versammlungen und Sitzungen, bei denen auch der neue Schultheiß Berner zugegen war, beschloß man, die Fahne bei der Firma Böbel und Michelfelder zu kaufen. Zur Organisation der Fahnenweihe wurden Kommissionen gebildet, um das große Fest, zu dem auch viele auswärtige Vereine eingeladen werden sollten, zu gestalten. Als Festplatz wurden die Gärten von Fritz Goll und Gotthilf Schneider in der Hinteren Straße ausgewählt.
Ahnungslos ging man in das Jahr 1914; niemand dachte, daß es für viele das letzte sein würde. Das letzte Gauturnfest vor dem ersten Weltkrieg fand am 26. Juli in Ötlingen statt. Im Protokoll steht: Als man im Lokal bei bester Stimmung ankam, wurde diese etwas durch die Nachricht gedrückt, daß im Orient zwischen Österreich und Serbien die Kriegsflamme entbrannt ist, und mit düsteren Ahnungen erfüllt ging nun jeder seiner Behausung zu. Bereits acht Tage später, am 3. August, fand im „Adler“ eine Abschiedsfeier mit folgendem Wortlaut im Protokoll statt:
Nach dem ersten Weltkrieg steht anläßlich der ersten Plenarversammlung am 23. Februar 1919 nach 4 1/2 Jahren Weltkrieg im „Adler“ folgende erste Eintragung im Protokoll: Der Krieg hat nun sein Ende erreicht, leider hat er in die Mitgliederzahl des Vereins eine große Lücke gerissen, 22 Mitglieder, meist aktiv beteiligte, durften nicht mehr in die Heimat zurückkehren. Der Verein hat dadurch einen schmerzlichen Verlust erlitten. Der Verein wird den Gefallenen noch lange Zeit ein ehrendes Andenken bewahren.
Das Jahr 1923 stand ganz im Zeichen des 25jährigen Bestehens des Turnverein Bissingen. Das Jubiläum sollte als Stiftungsfest begangen werden, bei dem auch die Vereine aus den umliegenden Ortschaften eingeladen werden sollten. Bevor man dann dieses Fest beging - es mußte wegen schlechten Wetters auf den 10. Juni verlegt werden - besuchte man das erste Bergfest in Ochsenwang am 3. Juni, das vom Turngau veranstaltet wurde.
DER TURNGAU BLICKT AUF BISSINGEN
1928 - Das Jahr des zweiten Gauturnfestes. Bei herrlichem Wetter fand das Gauturnfest am 19. August 1928 unter großer Beteiligung statt. Schon am Vorabend herrschte emsige Tätigkeit auf dem Festplatz der Lauwiesen. Nachmittags ab 16 Uhr trafen schon viele Teilnehmer und Preisturner ein, ab 18 Uhr war für die auswärtigen Gäste Quartierverteilung durch Vorstand Göhring. Anschließend versammelten sich die Vereinsmitglieder und die in großer Zahl anwesenden Preisturner im Adlersaal zum Festbankett.
DER VEREIN UND DIE POLITIK
Das Jahr 1933 muß wie so vieles in dieser Zeit als Anfang einer Epoche gesehen werden, in der das Vereinsleben allgemein einen Wendepunkt nahm. Die Turnhalle wurde für die Benutzung der SA freigegeben, des weiteren gab der Vorstand bekannt, daß der Teck-Neuffen-Gau nach dem Deutschen Turnfest als aufgelöst gelte.
NEUBEGINN NACH DEM 2. WELTKRIEG
Versammlung zur Gründung einer Turn- und Sportabteilung am 17. November 1945 im „Hirsch“: Nach 6 Jahren ernster und wechselvoller Zeit finden sich die alten Turnfreunde zur Gründung einer Turn- und Sportabteilung zusammen. Die Bestimmungen und Richtlinien erhält die Abteilung vom Gewerkschaftsbund. Die Verantwortung für den Sportbetrieb übernimmt Wilhelm Gölz, ein verdientes Mitglied des alten Turnvereins. Der Besuch der Versammlung war nicht allzu zahlreich, aber es wird sich im Laufe der Zeit noch mancher Sportfreund anschließen. Es sind ja auch noch längst nicht alle Kameraden aus der Gefangenschaft zurück. Manch ein Kamerad ist auch für immer von uns gegangen. Ihrer gedenken wir auch am heutigen Abend, ganz besonders des alten Mitglieds und Vorstands Hans Schaufler.
NEUE ABTEILUNGEN IM TVB
Als bei der Hauptversammlung am 21. Januar 1950 Heinz Dangel als Vorstand zurücktrat, mußte ein Neuanfang gemacht werden. Mit Emil Merkle als Vorstand ging es weiter. 1950 war das Jahr des Landesturnfestes in Aalen, das 40-jährige Jubiläum des TV Neidlingen sowie das Kreisturnfest in Kirchheim. Der TV Bissingen stellte in den Hauptkämpfen mit Willy Kaufmann und Hermann Renz überall die 1. Sieger, in der Jugend B erscheint zum ersten Mal Josef Herbst als 1. Sieger.
MIT GUTEN LEISTUNGEN AUFWÄRTS
Veränderungen gab es bei der Hauptversammlung 1960/61. Erich Renz legte sein Amt als Schriftführer nieder. Ludwig Damköhler wurde dafür von der Versammlung gewählt. Der Übungsbetrieb und die Betreuung der Mitglieder waren durch gute Übungsleiter für die Zukunft gesichert. Das Kinder- und Schülerturnen war in guten Händen. Viele Veranstaltungen und Wettkämpfe wurden erfolgreich besucht. Der TV Bissingen wurde auf Gau-, Bezirks- und Landesebene durch die guten Leistungen seiner Aktiven bekannt.
UNSER FREIZEITHEIM
Durch die vom Verein und der Ski- abteilung geförderten Aktivitäten im Skisport gab es Überlegungen, im Walsertal ein Haus anzumieten. Durch die Verbindung mit den Faustballern des Rot-Weiß Stuttgart konnte man bereits 1973 eine Gruppe des Vereins in deren Skihütte unterbringen. Als Hermann Renz und Karl Kuch bei einem Besuch in Hirschegg ein geeignetes Objekt fanden, wurde eine Ausschußsitzung anberaumt. Nach anfänglicher Skepsis entschlossen sich Vorstand und Ausschuß, das betreffende Haus anzumieten und für den Aufenthalt für Gruppen herzurichten.
ERWEITERUNG DER SPORTANLAGE
1974/75 befaßte man sich damit, am Ort ein neues Sport- und Freizeitgelände mit Tennisplätzen zu schaffen. Mit dieser Baumaßnahme sollten auch die sanitären Anlagen erweitert werden.
Die Notwendigkeit eines befestigten Zelt- und Festplatzes für alle Vereine wurde dabei ebenfalls festgestellt.
Die Hauptversammlung am 19. März 1983, die bereits in den vergrößerten Räumen des Turnerheims stattfand, stand ganz im Rückblick auf das Jahr 1982, das mit der Nutzung des Sport- und Freizeitgeländes Höhepunkte brachte. Für die geplante Einweihung des Turnerheimes mit Durchführung des Gauturnfestes vom 3. - 5. Juni 1983 wurde ein Festausschuß gegründet.
1987 GENERATIONSWECHSEL
Es war eine bewegende Hauptversammlung. Nach 30 Jahren an der Vereinsspitze übergab Hermann Renz das „Ruder“ an Erich Carle. Sepp Herbst, seit 30 Jahren als Oberturnwart tätig, schied ebenso aus seinem Amt aus; Jochen Eitel wurde zu seinem Nachfolger gewählt. Für ihre langjährige Arbeit im Turnverein wurden Erich Carle, Sepp Herbst und Hermann Renz mit der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Hermann Renz wurde zum Ehrenvorsitzenden des TVB gewählt.
1988 - 90 JAHRE TURNVEREIN
Die neue Mannschaft um Erich Carle meisterte erfolgreich alle Aufgaben im vergangenen Jahr. Dies wurde ihr bei der Hauptversammlung bestätigt.
Auch in diesem Jahr standen zahlreiche Veranstaltungen auf dem Programm. So fand am 5. Juni das Gaukinderfest in Bissingen statt. Es wurde ein voller Erfolg. Mehr als 800 Jungen und Mädchen waren dabei. Vor großem Publikum fanden die leichtathletischen Wettkämpfe auf dem Sportplatz statt, geturnt wurde in der Schulturnhalle.
PLUSPUNKT GESUNDHEIT DTB
Groß war die Freude über die Verleihung des „Pluspunkt Gesundheit DTB“. Im wahrsten Sinne des Wortes „ausgezeichnete“ Sportangebote hatte der TVB jetzt im Programm. Für die Funktionelle Gymnastik und Walking unter der Leitung von Erika Straub hatte der Turnverein als einer der ersten Vereine im Altkreis Nürtingen diese Auszeichnung vom Deutschen Turnerbund (DTB) verliehen bekommen. Diese Auszeichnung steht für geprüfte und besonders gesundheitsfördernde Angebote mit hohem Qualitätsstandard bei den Vereinsangeboten.