Das Jahr 1923 stand ganz im Zeichen des 25jährigen Bestehens des Turnverein Bissingen. Das Jubiläum sollte als Stiftungsfest begangen werden, bei dem auch die Vereine aus den umliegenden Ortschaften eingeladen werden sollten. Bevor man dann dieses Fest beging - es mußte wegen schlechten Wetters auf den 10. Juni verlegt werden - besuchte man das erste Bergfest in Ochsenwang am 3. Juni, das vom Turngau veranstaltet wurde.
Aufsehen erregte der Turnverein Bissingen, weil er der stärkste Verein im Turngau war und weil Fritz Hummel bei den Gaumeisterschaften im Steinstoßen Erster wurde. Nun galt es, das am nächsten Sonntag stattfindende Stiftungsfest 25 Jahre Turnverein Bissingen vorzubereiten. Es sollte ja ein großes Fest mit Festzug werden, an dem Festdamen, Festreiter und die örtlichen Vereine mitwirkten. Die Vorarbeit, einen schönen Festplatz im Ort herzurichten, wurde vom Turnverein in müßiger ehrenamtlicher Arbeit erbracht. Der Platz diente lange Jahre den Vereinen, dem Turnen und Sport der Schule, für die Kinderfeste und lag in landschaftlich herrlicher Lage vor dem heutigen Schützenhaus.
Man kann hier sagen und feststellen: die angedichteten Worte von Karl Staib an das Turnerlied „Turner auf zum Streite“ im letzten Vers: „Teck und Breitenstein schließen unsere Reihn“, wurde vom Turnverein Bissingen für die Vereine und an der Allgemeinheit erfüllt.
Als bemerkenswert muß eine Versammlung am 14. Juli erwähnt werden, wo ein Spielwart gewählt wurde. Des weiteren beschloß man, das Faustball-spiel aufzunehmen und einen Faustball zu kaufen. Nachdem auch ein Wurfspeer beschafft worden war, verlagerte sich der Turnbetrieb auch auf Spiele und volkstümlichen Sport.
Wegen der in Gang gekommenen Inflationszeit wurde der Monatsbeitrag auf 200 Mark angehoben. Mit der Gründung einer Mädchenriege bahnte sich ein Strukturwandel im Verein an.
Bei einer Versammlung am Pfingstmontag 1924 bei Bäcker Hafenbrack wurde Karl Staib für unermüdliche Arbeit und aktive Tätigkeit als Turner und Turnwart zum Ehrenturnwart ernannt. Ihm wurde der Dank des gesamten Vereins ausgesprochen. Bei weiteren Versammlungen ging es um Geldmittel; Anteilscheine zu 5 Mark sollten zum Innenausbau der Turnhalle gezeichnet werden.
Am Tag des Gauturnfestes, 27. Juli 1924, beteiligte sich der Verein bei der Einweihung des Kriegerdenkmals beim See mit einer Kranzniederlegung.
Da dies mit einer Fahnenabordnung des Vereins geschah, mußte die Fahne mit dem Fahrrad anschließend zum Gauturnfest nach Roßwälden gebracht werden. Sieger wurden nur vier Mann vom Verein, der turnerische Aufschwung nach dem Kriege war überschritten. Vorstand Merkle entwickelte seine Aktivitäten zum weiteren Ausbau der Turnhalle. Er ließ nicht locker, mit 250 Mark zog er die gesamte Decke ein, die Gipser- und Bodenarbeiten wurden abgeschlossen, man wollte ein wohnliches Haus.
Bei einer am 13.November 1926 einberufenen Monatsversammlung wurde beschlossen, die im Vereins erstmals zugelassenen Schüler zu den Turnstunden unentgeltlich aufzunehmen. Dies war der 1. Schritt zum Schülerturnen.
Bei der am 25. Oktober 1927 einberufenen Monatsversammlung eröffnete der Vorstand, daß der Turnverein Bissingen den Zuschlag für die Abhaltung und Durchführung des Gauturnfestes 1928 in Bissingen erhalten hat. Begründung war, daß der TV Bissingen in diesem Jahr 30 Jahre alt wurde und daß es 25 Jahre her seien, daß beim letzten Gauturnfest in Bissingen im Jahre 1903 der Teck-Gau gegründet worden sei und somit ein 25-jähriges Jubiläum fällig wäre. Besonders wurde erwähnt, daß sich an diesem Fest der Erms-Neuffen-Gau mit dem Teck-Gau verbindet.